Restaurantgeiz und Apothekenvöllerei!
In der Nacht plagten mich wieder Schmerzen in den Beinen, was nach der letzten Etappe nicht überraschend kam. Frühstück gab es hier erst um 8:00 Uhr und somit hatte ich meinen Wecker erst gar nicht gestellt. Ich schlief dann trotz der nächtlichen Schmerzunterbrechungen bis 8:06 Uhr und als ich die Augen öffnete, warf die Deckenlampe einen dunklen Schatten in Form eines Fisches an die Decke. Und in diesem Moment hatte ich meine erste „Muschelfüllung!“ Eine Eigenschaft, die viele an mir belächeln, die jedoch tatsächlich keine Einschränkung hat. Ich respektiere das Leben in jeglicher Form. „Bei Danni werden keine Tiere getötet“, wird oft jeder neue Gast mit erhobenem Zeigefinger auf einen Besuch bei mir von Freunden instruiert. Was leider nicht ganz der Wahrheit entspricht, den Lebensmittelmotten und Zecken haben durchaus auch schon bei mir ihr Leben lassen müssen. Jedoch auch hier mit (vielleicht übertriebener) Wehmut und niemals gleichgültig. Also werde ich heute meine erste Eigenschaft, die ich tatsächlich an mir liebe, in meine erste Muschel schreiben: „Ehrfurcht vor dem Leben“.
„Ehrfurcht vor dem Leben bedeutet: Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ (von Albert Schweizer)
Das Wetter gestaltete sich nach erstem Blick aus dem Fenster nicht ganz so gut, wie ich es mir erhofft hatte. Ich wollte einen Ruhetag am Strand verbringen, was jedoch in diesem Fall mit Gänsehaut verbunden worden wäre. Trotz bewölktem guten Pilger-Wetter beschloss ich, dennoch einen Tag auszusetzen. Ich legte mich noch vor dem Frühstück in eine heiße Badewanne und massierte erst einmal meine strapazierten Muskeln. Anschließend begab ich mich um 9:10 Uhr in den sehr netten Frühstücksraum, indem nur ein englisch sprechendes Paar einen Tisch belegt hatte. Es gab zwar wieder nur „dolce“, aber immerhin konnte man unter diesem vielfältigen süßen Angebot wählen. Ich entschied mir für 2 große Toasts mit Aprikosenmarmelade.

Ich buchte sogleich die zweite Nacht, nahm mir einen weiteren Kaffee mit auf‘s Zimmer, legte mich gemütlich bei geöffnetem Fenster auf‘s Bett und begann mit diesem Teil des Blogs. Mein Fenster passierten in großen Abständen Pilger (unter anderem auch mein junges slowenisches Paar), da das Hostel direkt am Jakobsweg lag. Mein Körper fühlte sich müde und etwas unterkühlt an. Die meisten langärmeligen Kleidungsstücke hatte ich mit Hand ausgewaschen und über Bügel zum trocknen aufgehängt. Es blieb nur noch die Fleecejacke, welche einigermaßen warm hielt. Das Wetter besserte sich ebenso wenig, wie mein Zustand. Dennoch trieben mich meine genbedingten „Hummeln im Hintern“ 🤷🏻♀️. Also packte ich meinen Bauchbeutel und den kleinen leichten Hand-Rucksack (ich wollte auf jeden Fall noch Obst kaufen) und lief um 13:15 Uhr die 2 km zurück in die Stadt. Auf meinem Weg schrie mir jämmerlich eine sehr dünne Katze entgegen, doch ich hatte nichts mehr, was ich ihr geben konnte. Schweren Herzens lief ich weiter und kam schließlich schlapp und müde im Herzen von San Vincente an (… „der Stein ist nur in deinem Kopf“…). Ich wollte mir noch Magnesium und Vitamin C besorgen, doch die Apotheken öffneten erst um 16:30 Uhr. Ich schlenderte durch das Stadtleben, welches trotz der Frische ein gewisses Urlaubsgefühl vermittelte. Ein spielendes Kinderkarusell auf der Promenade, Souvenierläden, gefüllte Restaurants und Bars, die zum Verweilen auf ein Glas Aperol Sprizz eingeladen hätten, hätte ich mich danach gefühlt. Aber so suchte ich erst einmal eine Möglichkeit meinen Magen zu füllen, in der Hoffnung, nach einem ausreichenden Essen wieder zu Kräften zu kommen. Es gab unglaublich viele (teure) Fischrestaurants, die um Kundschaft buhlten. Ich blieb wieder an einer Pizzeria hängen, die eine Pizza „gambas y salmon“ für 11€ anbot. Dazu bestellte ich ein kühles Radler. Die Pizza schaffte ich nur zur Hälfte, ließ mir den Rest einpacken und hatte somit noch Luft für einen Nachtisch in Form eines Caramel-Schoko- Eises 😋.

Allerdings viel ich nun nach dem Essen in ein Loch. Ich fing fürchterlich an zu frieren und die Zahnschmerzen, welche zuletzt abgeklungen waren, setzten so unbarmherzig stark ein, dass es mir die Tränen in die Augen trieb. Inzwischen war es 15:10 Uhr. Noch über eine Stunde bis die Apotheke öffnete. Ich suchte einen Supermarkt und deckte mich mit Obst, Käse, Brot und zwei Coladosen für den nächsten Camino-Tag ein, sollte ich mich wieder ausgeruht und fit fühlen. Außerdem kaufte ich natürlich Katzenfutter, sollte ich der hungrigen Katze nochmal über den Weg laufen 😊. Dann lief ich zurück zu einem der Souvenierläden, welche auch dicke Sweatjacken anboten und kaufte eine in meiner bekannten Lieblingsfarbe: …dunkelschwarz 💪🏼. Um die restliche Wartezeit zu überbrücken, bestellte ich in einer Bar einen großen cafe con leche, den ich allerdings aufgrund der Zahnschmerzen über meine rechte innere Wangenseite Richtung Speiseröhre umleiten musste. Am liebsten hätte ich meine Stirn auf dem Tassenrand abgelegt und einfach die Augen geschlossen aber ich befürchtete, die Tasse könne sich dann an meiner Stirn festsaugen und ein weiteres Problem konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht erlauben. Inzwischen zweifelte ich auch an dem „Stein im Kopf“. Es war wohl eher so, dass mein Körper mich mit diesen „bewarf“ um mich auf meine Grenzen hinzuweisen 🙄. Endlich zeigte meine Uhr 16:25 Uhr und ich betrat dennoch erst als zweite Person die Apotheke. Ich hatte vorsorglich alles, was ich brauchte in den Google- Übersetzer eingegeben: Teebaumöl (soll gegen Zahnentzündungen wirken), Vitamin C, Magnesium, Augentropfen (die waren seit Tagen schon durch den Wind entzündet) und Ibuprofen (ich wollte wenigstens in der Nacht gut durchschlafen können).

Ich trat mit meinen, im Moment „ lebenswichtigen“ Utensilien, den Weg zum Hostel an, als mir in einer Seitengasse eine Treppe auffiel, welche zu einer Burg führte. Nun war ich schonmal hier, nun wollte ich dort auch hin. Somit schleppte ich mich mit meinen Taschen die Stufen nach oben und suchte den Eingang zur Burg. Leider verschlossen 😕. Aber der Ausblick entschädigte mich dann doch und ich hatte zudem einen Teil des Aufstiegs zu meinem Hostel damit schon geschafft!


Die geplante Katzenfütterung fiel in Ermangelung der dazugehörigen Katze leider aus. Ich bin aber überzeugt, im Laufe der nächsten Tage ein oder mehrere Abnehmer für meinen nun unnötigen Balast zu finden 😊.
Um 17:40 Uhr im Hostel angekommen, legte ich mich dick angezogen ins Bett und versorgte erst einmal Zahn und Augen. Vitamin C und Magnesium wurde ebenfalls sofort konsumiert und anschließend gab es den Rest der Pizza 😊. Nun bin ich zwar noch immer müde und schlapp, aber optimistisch, dass es morgen, zumindest in einer kurzen Etappe, weitergehen kann 👍! Das entscheide ich dann ausnahmsweise einmal vernünftig, morgen früh 😉! Gute Nacht und drückt mir die Daumen 😘!

2 Kommentare