Erholt zurück nach Orio und weiter nach Zarautz
16.06.2021. Ich schlief bis 08:00 Uhr mit nur 3 Unterbrechungen durch! Das ist in Anbetracht der Tatsache, dass ich normalerweise kaum schlafe, ein erfreulicher Start in den Tag. Diese wurde auch nicht durch die immer noch maulenden Knie und der leichten Abschürfung an der rechten Schulter getrübt. Ich fühlte mich ausgeruht und fit für eine nächste Etappe 💪🏼. Das Frühstück sorgte für eine weitere Euphorie! Der Kaffee war mega und so gönnte ich mir 2 Tassen. Den Rest des übrig gebliebenen Obstes packte ich als Reiseproviant ein. Ich hatte noch Zeit, da ich bewusst spät loswollte. Da der Rumpf während des pilgerns aus meiner Sicht wenig beansprucht wird, legte ich mich auf den Boden und betrieb ein 8-minütiges leichtes Bauchmuskeltraining.
Der Himmel wirkte heute regnerisch und so zog ich eine lange Hose an und versteckte darunter beide Knieschoner. Jetzt waren Maximus und Mimikus so gut eingepackt, dass ich hoffte, ihr Murren heute nur dumpf hören zu können 😉. Noch etwas Sonnenmilch (auch bei bewölktem Himmel ☝🏻) und Penatencreme auf die Schürfwunde! Um 10:26 Uhr startete ich.

Nachdem ich am gestrigen Tage um zu meinem Hotel zu gelangen, wieder aus Orio rausmusste, ging es heute wieder in die Stadt hinein. Und hoppla… vor mir die ersten Pilger!

Unter normalen Umständen hätte mein Ehrgeiz mich gezwungen, die beiden schnellsmöglich zu überholen. Da der asphaltierte Weg jedoch nach unten führte, war ein Herankommen völlig ausgeschlossen. Auf gerader oder ansteigender Strecke konnte ich trotz der Schmerzen ein gewisses Tempo halten, bergab lief ich allerdings im Mäuschenschritt.
Orio lag wie eine braune Flunder im Tal. Es liegt zwar sehr idyllisch am Fluss Oria, aber sein Charme packte mich nicht und so machte ich mir auch nicht die Mühe, es weiter zu erkunden.

Der Weg führte nun ausschließlich über asphaltierte Straßen und Wege. Der Reiseführer rät, möglichst am Grasrand entlang zu laufen, um die Gelenke zu schonen. Leider fehlte an einigen Stellen diese Möglichkeit und ich bekam zu spüren, wie unangenehm das Laufen auf der harten Straße war. Asphalt ist ausschließlich für Kraftfahrzeuge gemacht und für die, die von der Orthopädie profitieren. Für die landschaftliche Optik und unsere Gesundheit ist er völlig untauglich!

Ich lief an einem eingezäunten Hundestrand und einer Eselfarm vorbei und freute mich über die glücklichen Tiere. Hier gab es überhaupt sehr viele Hundebesitzer, die ihre Tiere frei herumtoben ließen und niemand störte sich daran. Leider waren diese Hunde aber auch so gut erzogen, dass sie mich keines Blickes würdigten und schnell und ungestreichelt an mir vorbei liefen. 🤷🏻♀️
Am höchsten Punkt der Straße fand sich wieder eine Wasserstelle, aus der ich gierig trank, denn der Weg auf der unbeschattenden und ansteigenden Straße hatte sehr durstig gemacht. Ich traf zwei Cockerspaniel, denen es ebenso erging. Nun ging es leider wieder bergab. Aber schon nach wenigen Metern wurde man mit einer fantastischen Aussicht auf Zarautz belohnt!

Ich war nur knapp 2 Stunden gelaufen, hatte aber Maximus und Mimikus versprochen, wir würden uns heute einen Ruhetag gönnen, um möglichst bald wieder schneller unterwegs sein zu können. Und außerdem waren wir ja nicht auf der Flucht, sondern wollten diesen Weg auch genießen. Mein Ehrgeiz meldete sich kurz zu Wort und erhielt spontan eine innerlich- verbale Backpfeife, welche ich aus Rücksicht auf Kinder, welche eventuell meinen Blog lesen, nicht weiter ausführen möchte! Die Pilgerherberge nahm zurzeit niemanden auf und verwies mich an eine Touristik-Information. Hier organisierte man für mich ein Bett in einem netten Hostel für 22€. Allerdings musste ich bis 14:30 Uhr zum Check-in warten.

16.06.2021. Ich kaufte mir ein Körnerbaguette und setzte mich an der Promenade direkt mit dem Rücken an eine Hauswand. In meinem Aufzug war ich als Pilgerin ja leicht zu erkennen, so dass ich hier auch keinerlei Hemmungen hatte. Ich schaute auf den Atlantik, knabberte genüsslich an meinem Brot und aß noch von dem Frühstücks-Obst. Anschließend holte ich mir aus dem Supermarkt noch Avocado und Käse und lief Richtung Hostel. Und ihr werdet es nicht glauben… kurz davor traf ich auf Sarina, die mich inzwischen eingeholt hatte. Sie hatte den Weg nach San Sebastian ebenfalls an einem Tag, allerdings mit fast doppelter Zeit absolviert. Dennoch räume ich ein, dass sie nicht nur jünger, sondern sicher auch fitter war als ich. Ich gönnte ihr das von ganzem Herzen, da sie auch nur 5 Wochen Zeit hatte, um den Camino zu bewältigen. Wir wünschten uns einen „Buen Camino“ und trennten uns. Ich bezog mein Hostel und werde nun heute nur noch einen Strandbesuch absolvieren und Kraft auftanken 💪🏼!
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