25.04.2022

Der erste Tag nach meinem öffentlichen Outing.

Ich bin noch immer völlig überfordert von den Kommentaren und Ermutigungen, die nach meiner Bekanntmachung über mich hereinbrachen. Es ist nicht so, dass ich gar nicht mit Zuspruch gerechnet hätte, aber was mich dann erwartete war sensationell. Es meldeten sich auch Menschen, die diesen Weg schon hinter sich gebracht hatten und andere, die begannen sich selbst und ihr Trinkverhalten zu reflektieren. Das war schon mein erster kleiner Erfolg!

Einer schrieb: ‚Ich freue mich für dich‘. Diese Aussage irritierte mich. Natürlich sprach er wahrscheinlich darüber, dass ich einen erkannten Fehler nun angehen wollte. Aber von ‚Freude‘ bin ich weit entfernt.

Viele Nachrichten haben mich erkennen lassen, wie viel die Menschen in meinem Umfeld in mir sehen oder gesehen haben, was mir selbst verborgen ist. Und doch wäre es vermutlich genau ihre Sichtweise auf mich, die es mir an manchen Stellen meines Lebens einfacher gemacht hätte. Etwas mehr inneres Selbstwertgefühl- mehr Eigenakzeptanz, mehr Stolz.

Ich spüre Ansporn und seelische Unterstützung. Das macht Mut. Und diesen brauche ich mehr denn je. Denn sowohl mein Körper, als auch mein Geist signalisieren mir jede Minute worauf ich mich eingelassen habe. Mein Körper und Kopf fühlen sich dumpf an. Ich finde zeitweise die passenden Wörter nicht und fühle mich wie in einem Dauerrausch. Und das, obwohl ich seit letzten Montag Abend und somit nun seit 1 Woche keinen Alkohol zu mir genommen habe. Meine Augen brennen und im Spiegel starren sie mich fremd und hohl an. Ich habe 2kg verloren und überhaupt keinen Appetit. Und ich bin müde. So schrecklich müde!

Aber das Leben geht seinen normalen Gang weiter. Und ich muss da natürlich mit. So war der Plan.